Inspiriert durch mein zurückliegendes Freiwilliges Ökologisches Jahr wollte ich mich unbedingt intensiver mit sozial-ökologischen Gemeinschaften in Deutschland auseinandersetzen; und als ich kurz vor der Bewerbungsfrist von den zis-Stipendien erfuhr, wusste ich gleich, dass das meine Chance sein würde! Im Mai 2022 bin ich also zu meiner zis-Reise nach Brandenburg aufgebrochen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mitten in der Mittagspause vor dem Eingang der ersten Gemeinschaft stand, die ich besuchen wollte. Ich habe mir also einen Schattenplatz am Wegesrand gesucht und, an meinen Rucksack gelehnt, gewartet, bis sich wieder Menschen draußen zeigten. Ich fühlte mich in diesem Moment so frei, voll gespannter Erwartung und gleichzeitig wohl in dem Wissen, zum ersten Mal in meinem Leben alleine und auf mich gestellt zu reisen.
So ganz alleine war ich dann natürlich doch nicht, mein Thema waren schließlich die Gemeinschaften. In fünf ganz verschiedene Gemeinschaften wurde ich aufgenommen, kam mit den Leuten ins Gespräch, durfte Einblicke gewinnen in ihre Lebens- und Denkweisen, durfte mithelfen bei all der Arbeit, die anfiel und unglaublich viel lernen: Über Soziokratie, die Methode des „Forums“, Zusammenhalt, Entscheidungsfindung und Konflikte, übergemeinsames Wirtschaften, Solidarische Landwirtschaften, Komposttoiletten und Permakultur, über Aktivismus, Bildungsarbeit und verschiedene politische Meinungen, über Spiritualität, Visionen von jüngeren und älteren Menschen, Biografien und Lebenskrisen – und nicht zuletzt über mich selbst!
Ich frage mich heute, wie so viele Gedankenanstöße in vier Wochen hineinpassen. Ich muss zugeben, dass ich in der letzten Woche dann auch gemerkt habe, wie ich weniger aufnahmefähig wurde und vor allem, wie meine Kapazität erschöpft war, noch ein letztes Mal in eine Gemeinschaft von 150 Menschen einzutauchen, mir so viele neue Gesichter und Namen zu merken und den ganzen Tag in Kontakt zu sein. Vielleicht habe ich es gerade wegen dieser Kontaktfülle so genossen, wenn ich zwischen den Reisestationen alleine im Zug saß, die Landschaften an mir vorbeiziehen sah und meine Gedanken mit ihnen. Dieses Unterwegssein, nur mit mir, hat sich für mich immer angefühlt wie Heimat.
Meine Reise hatte ich geplant, weil ich mehr über mein Thema erfahren wollte. Über das Reisen an sich hatte ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich mag es gerne, wenn ich im Vorhinein weiß, was auf mich zukommt und wenn ich an Orten bin, die mir bekannt sind, umgeben von Menschen, die ich ebenfalls gut kenne. Das alles war auf meiner zis-Reise natürlich vier Wochen lang nicht möglich und ich bin zis unglaublich dankbar dafür, dass ich dadurch meine Reiselust und meine Freude am „In-den-Tag-hin- ein-leben“ entdecken konnte!