Es ist der erste Tag im Juni. Ab heute wird die Grenze zwischen Polen und Deutschland wieder geöffnet. Mein Koffer ist also gepackt, Wörterbuch ist zur Hand und um 21 Uhr steige ich in den Bus ein.
Am Morgen sehe ich schon die ersten Schilder auf Deutsch. Das ist nicht das erste Mal, dass ich in Deutschland bin. Jedoch fühlt es sich anders an. Ich lächle, mit der Maske auf meinem Mund, gleichzeitig bin ich aber aufgeregt.
Ich wollte das Projekt eigentlich auf Englisch machen, ich habe aber von meiner Mentorin den Hinweis bekommen, es eher auf Deutsch zu versuchen. Kann ich es aber schaffen? Die Fremdsprache in der Schule zu lernen ist doch anders als sie im Alltag anzuwenden, dachte ich mir. Heute bin ich jedoch sehr froh, dass ich die Reise tatsächlich auf Deutsch durchgeführt habe.
12 Uhr, am nächsten Tag, ich bin schon da, Wörterbuch zur Hand, noch ein paar Zweifel an den Covid-Regeln, aber tatsächlich: los geht’s mit „Nachhaltige Entwicklung: Was sagt Baden-Württemberg dazu?”!
Mein Ziel war einfach: Ich wollte sehen, wie die grüne Politik von Deutschland, die immer sehr entwickelt scheint, sich in „real life” präsentiert. Ich habe mich auf Baden-Württemberg statt auf ganzes Deutschland konzentriert, weil es logistisch einfacher durchzuführen war, aber auch aus dem Grund, dass das Ländle viel zu bieten hat — einerseits Industrie, andererseits Natur, also viel, was mir sagen kann, wie ökologisch es eigentlich hier ist.
Zunächst wollte ich den Alltag erfahren. Also habe ich in einer süßen WG gewohnt, die sich als sehr international herausstellte und meiner Reise einen interessanten Kontrast hinzufügte.
Ich sollte da nur ein paar Tage bleiben, dann hatte ich vor, mich auf Tourismus zu konzentrieren, also weiterzufahren. Die Reise hat mich aber gelehrt, dass Pläne sich gerne ändern, auch wenn es gegen meinen Willen ist: manchmal erhält man keine Antwort auf E-Mails, manchmal erhält man die Antwort, und manchmal schafft man es auch, einen Termin zu vereinbaren, aber manchmal, wenn alles perfekt geplant zu sein scheint, findet es trotzdem nicht statt. Manchmal hat man einfach Pech.
Ich schaue heute etwas unzufrieden und kritisch auf meine Reise zurück. Das bedeutet aber nicht, dass ich keinen Erfolg hatte. Ich habe viele einzigartige Plätze besucht, die ich normalerweise nie besuchen würde, wie zum Beispiel die Weltläden, „grüne” Hotels oder die regionale Natur. Ich habe die kleine Outlet-Stadt Metzingen kennengelernt, private Touren und Interviews zu Sozialprojekten, die bei einem Veggie-Restaurant, einem Hotel und anderen Unternehmen stattfanden, gehabt. Ich habe die Atmosphäre im Schwarzwald gespürt, Schwarzwälder Kirschtorte probiert und meine – eher kleine – Liebe zu Stuttgart entdeckt. Auch habe ich meinen Wortschatz mit einer Reihe von Wörtern aus der Kategorie „Hallo, ich habe ein Problem“ verbessert und viel, viel mehr.
Ich habe mir Wissen angeeignet, das ich heute anwende und noch lange anwenden werde. Ich habe Leute getroffen, die mir unterschiedliche Sichtweisen gezeigt haben, und die mich dazu inspirierten, Themen zu vertiefen und nicht aufzugeben, und so hatte ich eine großartige Reise und vielleicht sogar eine wertvollere als eine, auf der alles reibungslos geklappt hätte.
Ich empfehle jedem, sich ein Thema zu suchen und es zu erkunden, am besten auf einer solchen Reise. Die Erfahrungen und Erinnerungen bleiben für immer und helfen, ein interessantes Leben zu leben, da bin ich mir sicher.